Rathaus in Oldenburg

Sehr geehrte Herr Krogmann,

die Gruppe Die Linke./ Piratenpartei stellt zur nächsten Sitzung des Rates den folgenden

Antrag:

1. Der 11. November 2018 soll in diesem Jahr feierlich als Tag der Republik begangen werden.

2. Der Oberbürgermeister wird aufgefordert, Vorbereitungen zu treffen, den Jahrestag der Befreiung Oldenburgs von der Monarchie und die Einleitung einer demokratischen Entwicklung einschließlich der Einführung des Frauenwahlrechts durch eine Festveranstaltung mit einem historischen Vortrag würdig zu begehen und für dieses Vorhaben eine Zusammenarbeit mit der Carl von Ossietzky Universität anzustreben.

3. In Oldenburg soll eine Straße nach dem ersten Präsidenten des Freistaates Oldenburg, Bernhard Kuhnt, benannt werden.

Begründung:

Am 11.11.2018 jährt sich zum 100. mal die Befreiung Oldenburgs von der Monarchie der Großherzöge. Der letzte Großherzog von Oldenburg, Friedrich August, gehörte während der 1. Weltkrieges zur Gruppe der „Annexionisten“, die das Deutsche Reich durch Gebietserweiterungen vergrößern wollte. Als 1917 im Reichstag auf Initiative des Zentrum-Abgeordneten Erzberger kontrovers über eine Friedensresolution diskutiert wurde, die immerhin die Einstellung des unbeschränkten U-Boot-Krieges gegen England und die Suche nach einem Verständigungsfrieden zur Folge haben sollte, wandten sich die extrem militaristischen Kräfte, die auch „Alldeutsche“, genannt wurden, dagegen, weil sie von den deutschen Annexionsplänen nicht lassen wollten. Die Annexion Belgiens und die Umgestaltung der europäischen Landkarte mit Frankreich als Vasallenstaat blieben Kriegsziel. Der Großherzog von Oldenburg Friedrich August gehörte zu dieser kriegstreibenden Fraktion.

Von diesem extremistischen Militaristen wurde Oldenburg durch die Novemberrevolution befreit. Insbesondere die aufständischen Matrosen aus Wilhelmshaven hatten dazu beigetragen, dass der Großherzog am 11.11.1918 abdanken musste und das damalige Oldenburger Land Republik wurde. Die Befreiung Oldenburgs von der Monarchie erfolgte am selben Tag, an dem das Deutsche Reich kapitulierte und damit die Kamfhandlungen des Ersten Weltkrieges beendet wurden, was der Sehnsucht der Völker Europas nach Frieden entprach. Die Militärs des Kaisers und mit ihm des Oldenburger Großherzogs hatten zuvor Millionen Menschenleben für ihre Weltmachtträume verheizt.

Die Novemberrevolution in Deutschland beseitigte nicht nur die Monarchie im Reich und im Oldenburger Land. Sie war auch Ausgangspunkt für eine demokratische Entwicklung in ganz Deutschland. Einen Tag nach dem 11. November 1918 hatte der Rat der Volksbeauftragten zur Wahl einer Verfassungsgebenden Versammlung aufgerufen, in der die reublikanische und demokratische Staatsform festgeschrieben werden sollte und auch die Frauen zum ersten mal in der Geschichte Deutschland das Wahlrecht zugesprochen bekamen, was dann in der Verordnung über die Wahl der Deutschen Nationalversammlung vom 30.11.1918 auch so bestimmt wurde.

Nach der Abdankung des Großherzogs übernahm der Maschinenschlosser Bernhard Kuhnt gestützt auf die bewaffnete Macht der revolutionären Matrosen mit Zustimmung des Oldenburger Landtages das Amt des ersten Präsidenten des Freistaates Oldenburg.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Henning Adler

Fraktionsvorsitzender